Mehrfach ausgezeichnete Architektur: Saniertes Stadthaus in der Lederergasse/Linz

Ein inzwischen weit über die Grenzen von Linz hinaus vielfach gewürdigtes Projekt realisierten mia2-Architekten in der Linzer Lederergasse. Die bestehende Substanz eines seit dem 16. Jahrhundert nachgewiesenen Gebäudes wurde äußerst sensibel für die neue Büro- und Wohnnutzung (insgesamt 9 Wohnungen samt ihrem eigenen Architekturbüro) durch Umbau, Sanierung und Aufstockung adaptiert. Das Team von Mia2-Architektur wurde dafür u.a. mit dem OberösterreichischenArchitekturpreis Daidalos in der Kategorie „Wertvolle Substanz“, sowie dem Oberösterreichischen Holzbaupreis 2021 ausgezeichnet.

Aller Anfang ist schwer!

„Das Projekt hat sich über die Jahre hinweg entwickelt. Mein Partner Gunar Wilhelm und ich waren auf der Suche nach einem Büro mit Garten, dabei sind wir immer wieder über dieses Haus gestolpert“, erzählt Sandra Gnigler vom Architekturbüro mia2. 2011 kaufte man schließlich das in die Jahre gekommene Gebäude, musste allerdings mit den Umbauten warten, da das Haus teilweise noch bewohnt war.

 „Der Bestand wies Alterserscheinungen wie die klassischen Feuchtigkeitsflecken oder zum Beispiel mit Fliesen verkleideten Holzdecken auf“, erinnert sich Gnigler zurück. Die erste Herausforderung war, eine Bebauungsplanänderung beim Magistrat zu beantragen. „Wir wollten die Traufen der angrenzenden Gründerzeitbauten aufgreifen und den Bestand soweit als möglich erhalten. Für die Aufstockung lag Holz aufgrund des leichten Aufbaus, hohen Vorfertigungsgrades und der Präzision quasi auf der Hand.“

Über einen mehrjährigen Prozess wurden erst die Räumlichkeiten im Erdgeschoß zum eigenen Architekturbüro umgebaut, dann die Wohnungen im 1. und 2.OG bis auf seine konstruktiven Strukturen ausgeräumt und saniert. In den letzten beiden Jahren wurde der Bestand mit einer Aufstockung ergänzt. Um eine sanfte Bestandssanierung ohne grobe Eingriffe zu ermöglichen, wurde mittels der Bebauungsplanänderung neben der Geschossigkeit auch die Position einer neuen Erschließung, Treppe und Lift, definiert. So konnte die Charakteristik der historischen Substanz bestmöglich erhalten werden.

(C) Kurt Hörbst

Experimentierfreudiges Architekten-Team

Die Aufstockung erfolgt nach ökologischen, ökonomischen und bautechnischen Anforderungen in Mischbauweise – Großteiles Holzbauweise.

Für die Architekten war das Bauprojekt aber auch ein Experimentierfeld für Sonderlösungen. „Wir haben den Aushub nicht kostenintensiv im Container entsorgt, sondern in Form einer Stampflehmwand in der Aufstockung als teilweise tragende, fast 8 m hohe Mittelwand verbaut“, verrät Wilhelm.

Auch die gewendelte Freitreppe im Hof wurde selbst entwickelt und besteht nur aus einem einzigen Element, das durch Stapelung und Verdrehung zur Treppe wird. Als freistehende Außentreppe in ein Metallnetz gehüllt soll sie über die nächsten Jahre von Kiwi- und Weinranken bewachsen werden und so den Innenhof zusätzlich aufzuwerten. Mittels Holz-Betonverbundtechnik konnten die mehrere hundert Jahre alten Holzdecken erhalten und statisch sowie bauphysikalisch ertüchtigt werden.

(C) Kurt Hörbst

Nachhaltigkeit in vielen Bereichen

Um der Versiegelung bestmöglich entgegenzusteuern wurden die Dächer der Hofgebäude mit einem Gründach versehen und die Flächen im Hof mit wasserdurchlässigen GFK-Gittern robust bespielbar gemacht. Alte Geländer, die bei einem anderen Bauvorhaben entsorgt wurden, wurden neu adaptiert und finden nun zB beim Balkonregal neuen Nutzen.

(C) Kurt Hörbst

Die Holzaufstockung zeigt sich an der Straßenseite mit einer Pfosten-Riegel-Fassade die mehrere Notwendigkeiten, wie Absturzsicherung, die Brandriegelfunktion und die Strukturgebung deckt.

Neben all diesen ökologischen, ökonomischen und formalen Überlegungen lag den Architekten zudem der soziale und gemeinschaftliche Gedanke am Herzen. Neben einem lebendigen und lebenswerten Stadthaus mit kommunikativen Balkonen und Hofbereichen, wurde auch die Verantwortung als Nachbar und Gegenüber wahrgenommen.

Ebenso freundlich sollte die Straßenseite sein, mit einem Erdgeschoss an dem man gern entlang spaziert. Ein kleines „Hausbankerl“ wird dabei vielfach gerne zum Verweilen und Rasten genutzt.

(C) Kurt Hörbst

Das Gebäude wurde an das städtische Fernwärmenetz angeschlossen. Zudem besitzt es auf dem Dach eine Photovoltaik- und Solarthermieanlage um die Warmwasseraufbereitung im Haus zu unterstützen. In Erdgeschoß befindet sich eine zentrale Lüftungsanlage. Das südseitig vorgebaute Balkonregal spendet mit seinen 2m Tiefe genug Schatten um die sommerliche Überhitzung zu vermeiden. So konnte auf aufwendige und energieverbrauchende Kühl-Maßnahmen verzichtet werden.

Die Aufstockung ist von außen deutlich sichtbar, wertet das Gebäude auf und bildet dabei einen spannenden Kontrast zum Bestand – ohne diesen zu erschlagen.

(C) Kurt Hörbst

Hier ein kurzer Rindgang durch das gebäude:

Für nähere Informationen steht das Architektenteam gerne zur Verfügung!

mia2 ARCHITEKTUR ZT GmbH

Lederergasse 24

4020 Linz/A

​t +43 (0)732 272 772

f +43 (0)732 272 772-70

mail@mia2.at

www.mia2.at

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